1. Kinder- und Jugendtrachtenfest und Landestrachtenfest in Schleswieg-Holstein

Das erste Kinder- und Jugendtrachtentreffen und Landestrachtenfest des Landes-trachtenverbandes in Nieblum auf Föhr 2017

Am Freitag, dem 14. Juli 2017, war es endlich soweit: In Nieblum auf Föhr, einem Dorf im Süden der nordfriesischen Insel, fand das erste Kinder- und Jugendtrachtentreffen des Landestrachten- und Volkstanzverbandes statt. Aber vor dem Treffen stand die Anreise, in unserem Fall mit dem Auto. Und als hätte sich etwas gegen uns verschworen, geriet ein Auto unserer Fahrgemeinschaft bereits auf dem Weg zum ersten Treffpunkt in gleich zwei Staus. Da allerdings genug Zeit als Puffer eingeplant war, war das nicht weiter schlimm. Und so fuhren wir los, von Kiel über die Autobahn und die Landstraßen durch das schöne Nordfriesland, und gelangten schließlich zum Fähranleger in Dagebüll, wo man bereits die ersten bekannten Gesichter aus anderen Gruppen wiedersehen konnte.
Während des Wochenendes wohnten wir im Landschulheim in Nieblum. Abends gab es die bei solchen Treffen obligatorischen Nudeln mit Tomatensoße, aber ein großes Kompliment an die Küche: Das Essen war sehr gut, und als wir am Samstagabend in Tracht zu Abend aßen, gab es ganz ungefährliches Brot und hellen Eintopf. Kein Ketchup, keine Tomatensoße, kein Gulasch, einfach fleckenungefährliches Essen für weiße Schürzen.
Anschließend ging es ans Zimmerbeziehen, natürlich in der strikten Aufteilung zwischen Mädchen und Jungen. Zumindest traf das für die Zugänge vom Flur aus zu, aber warum waren die Zimmer auf der anderen Seite durch einen Balkon verbunden? Es bleibt Raum zur Spekulation, irgendjemand wird sich dabei etwas gedacht haben.

Und damit ging es auch gleich los mit dem Tanzen. Auf dem Sportplatz des Landschulheims übten wir die Tänze, die am nächsten Tag in Wyk gezeigt werden sollten. Dabei gab es mitunter etwas Verwirrung, wenn verschiedene Gruppen unterschiedliche Versionen eines Tanzes kennen, aber so etwas gehört nun mal dazu und lässt sich auch schnell mit ein paar Absprachen lösen. Wo bliebe denn der Spaß, wenn alles überkorrekt und perfekt wäre?
Das Tanzen war das Motto des Wochenendes und so begann auch der Samstag mit einer Übungsrunde. Aber auch der Spaß kam nicht zu kurz. Zwei FSJler des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes hatten ein Geländespiel vorbereitet. Über den Sportplatz waren Zettel mit Nummern und Codewörtern verteilt. Während man auf einem Spielfeld mit Zahlen immer weiter vorrückte, musste den Spielleitern das passende Wort zur Zahl genannt werden. Dann bekam man eine Aufgabe, z.B. einen Witz erzählen, zehn Eissorten aufzählen, eine Rockband darstellen, ein Schubkarrenrennen durchführen usw. Die verschiedenen Gruppen wetteiferten nun darum, als erste das Ziel zu erreichen. Wo befand sich nur die nächste Nummer? Ein Glück, dass man nicht alleine unterwegs war, und so wurden auch zwischen den Gruppen Zahlen ausgetauscht. Teamwork hilft, auch in Konkurrenzspielen.
Nach diesem Vormittag voller Sport und Spaß wurde es Zeit, sich in die Trachten zu kleiden und zurecht zu machen. In unserem Fall, der Volkstanzgruppe des TV Laboe, tauchte dabei ein ganz unerwartetes Problem auf. Wie zieht man einen geraden Scheitel, wenn niemand einen Kamm dabei hat? Aber schnell improvisiert: Eine Haarklemme funktioniert genauso gut.
Habt ihr schon mal etwas von einem Volkstanz-Flashmob gehört? Man setze eine Gruppe von Jugendlichen am Hafen ab, lasse sie dort drei Tänze tanzen, dann gehe man weiter zur Promenade und zu einem Rosenbeet, um das dann in einem großen Kreis herumgetanzt wird. So konnten wir hervorragend beweisen, dass Volkstanz an ganz unterschiedlichen Orten und auf verschiedensten Untergründen funktioniert: Rasen (gerne auch abschüssig), Steine, um Beete herum, auf Kreuzungen und sogar auf hölzernen Seebrücken. Wir tanzten nämlich auch auf der Seebrücke der DLRG. Natürlich war es der Hetlinger Bandriter, ein Tanz, bei dem man eigentlich die ganze Zeit hüpft und springt. Dem einen oder anderen kam vielleicht der Gedanke, ob diese gleichmäßige Erschütterung zu viel für die hölzerne Brücke sein könnte, aber wir können nur das Zertifikat ausgeben: für Volkstanz geeignet und einsturzsicher.
Mit den Auftritten machten wir gleichzeitig Werbung für das Landestrachtenfest, das am Sonntag in Nieblum stattfand. Und so sehr wir den ganzen Samstag lang Glück mit dem Wetter hatten – strahlender Sonnenschein und warme Tempera-turen –, so sah es am Sonntag ganz anders aus: bewölkt und trist. Zumindest war es anfangs noch trocken, sodass der Umzug der Trachtenträgerinnen und -träger durch Nieblum problemlos stattfand. Aber dann begann der Regen. Nichtsdestotrotz stürmten die Tänzerinnen und Tänzer – mal mehr, mal weniger – die Tanzfläche und zeigten dem wettertrotzenden Publikum die vielfältigen Tänze. In den Pausen zwischen den Tanzblöcken konnte man ja beim Mittagessen wieder trocknen oder sich zu viert einen Regenschirm teilen. Auch so lernt man Leute kennen. Der Wille zum Durchhalten wurde schließlich belohnt: Im Laufe des Nachmittags hörte der Regen auf, sodass die Kleider endlich doch noch trocknen konnten. Weiße Socken waren allerdings nun nicht mehr weiß.
Nach einem wunderschönen Wochenende ging es schließlich wieder auf den Rückweg, per Fähre und Auto Richtung Ostsee und diesmal auch ohne Stau. Es war anstrengend gewesen, doch hat es dermaßen Spaß gemacht, dass wir uns schon auf das nächste Fest freuen.
Aber was bringt so viele Menschen dazu, beim Volkstanz mitzumachen? Wieso trägt man bei schönstem Sommerwetter Trachten, die aus dicken Stoffen, langem Rock und langen Ärmeln bestehen, sodass man schnell ins Schwitzen gerät?

Auf diese Frage antworten die Tänzer ganz verschieden und doch ähnlich: Es bringt Menschen zusammen, man trägt schöne Kleider, die Trachten gehören zur Tradition des Landes, aber vor allem soll es Spaß machen. Und das Schwitzen in der Hitze? Das gehört bei der Kleidung eben dazu. Dafür hat man immer einen Grund, ein Eis zu essen, solange es nicht Schokolade ist, eine weitere Gefahr für weiße Schürzen.

Von Mareike und Franziska Böhmer
Volkstanzgruppe des TV Laboe

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