Bewusstsein für Jugendarmut

Bewusstsein für Jugendarmut
Deutscher Bundesjugendring (DBJR) richtete Fachtag in Duisburg aus


„Geld macht dumm, Armut macht auch dumm. Was tun?“ So lautete die Aufschrift an einer Häuserwand in Düsseldorf, an der mein Zug Richtung Duisburg vorbeifuhr. Daneben war ein Affe aufgesprayt, der ratlos mit den Schultern zuckte. Unerwartet, scheinbar unlogisch und doch passend für den Fachtag des DBJR zum Thema Jugendarmut, zu dem ich unterwegs war. Ja, was tun?


Jugendarmut: Was ist das?
Jugendarmut? Gibt es die in Deutschland? Und wenn, können die jungen Leute nicht endlich in die Gänge kommen? Kinder? Ja, viele arme Kinder gibt es! Na ja, Kinder können ja nichts dazu. Denen muss geholfen werden! Die älteren Leute, die arm sind, mit denen hat man natürlich Mitleid. Das gehört sich einfach. Aber vielleicht wird eines Tages die Armut im Alter auch genauso verpönt sein, wie die Armut im Jugendbereich. Warum? Hätten die alten Leute denn nicht privat vorsorgen können! Ansichten können sich verändern.


Brennpunkte vorhanden
An Brennpunkten Zeichen setzen, das plante der Deutsche Bundesjugendring bei der Vorbereitung des Fachtages zur Jugendarmut. Armut gibt es in Deutschland, dabei unterscheidet sich die Verteilung zwischen Stadt und Land; Bremen, das Ruhrgebiet und Berlin bilden dabei besondere Orte. Deswegen wurde Duisburg im Ruhrgebiet als Ausrichtungsort gewählt. Die Sportschule Wedau, die größte in Nordrhein-Westfalen, war eine eindrucksvolle Tagungsstätte. Sie ist von Sportanlagen und eindrucksvollen Parks umgeben.
In einem der Eingangsvorträge kam deutlich zum Ausdruck: Jugendarmut existiert im öffentlichen Bewusstsein nicht. Wer in diesem Bereich tätig ist, weiß allerdings ganz genau, worum es geht. Viele Praktiker aus Jugendverbänden und aus Jugendeinrichtungen waren deshalb Mitte September nach Duisburg gereist.


Praktiker kennen das Problem zur Genüge
In den Jugendverbänden kommt Armut von Jugendlichen vielseitig zum Ausdruck. Z.B. beim jugendverbandlichen Reisen: Wie können die Eigenanteile für Beiträge zu Kinder- und Jugendreisen aufgebracht werden? Gewiss, es gibt offizielle Fördermittel dafür, aber können Jugendleiter oder gar Betroffene überhaupt die komplizierten Antragsverfahren bewältigen? Matthias Schröder vom DBJR-Vorstand berichtete, wie er als Jugendleiter mit noch nicht einmal 18 Jahren so einige Mühe hatte, den Antragswust zu bewältigen. Wertschätzung vermitteln schafft Anerkennung und Ansporn. Das geschieht z.B. durch jugendkulturelle Aktivitäten. Wie bei uns, bei der Deutschen Trachtenjugend.
Jugendarmut muss erst einmal in den gesellschaftlichen Diskurs kommen und bewusst werden. Die Politiker streiten sich um Postenbesetzungen, revidieren Entscheidungen. Sie reagieren auf Umfragewerte. Wann kümmert sich Politik um das was wirklich wichtig ist?
Auch wir hoffen, dass der DBJR im Bereich Jugendarmut Gehör in Politik und Öffentlichkeit findet.
Text und Foto: Dirk Koch

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