Eine Reise nach Asien – Abenteuer Indien

Eine Reise nach Asien – Abenteuer Indien

Wegen der kurzfristigen Absage einer anderen Folkloregruppe, die an unserem 22. Internationalen Beeke-Festival in Scheeßel nicht teilnehmen konnte, lernten wir 2017 die Gruppe „RIFAC India“ aus dem Punjab in Indien kennen.
Wir, das ist die Tanz- und Trachtengruppe „De Beekscheepers“ aus dem zwischen Bremen und Hamburg am Rand der Lüneburger Heide gelegenen Scheeßel. Alle zwei Jahre im Juli feiern wir ein tolles Fest mit wunderbaren Menschen aus der ganzen Welt, die das gleiche Hobby teilen: Tanz, Musik, Tracht => Folklore.
2017 gelang es den Indern und uns gemeinsam, innerhalb von vier Wochen die Reise der 14 Banghra-Tänzer zu unserem Festival zu organisieren, was mit Flug-, Hotel- und Busbuchungen sowie der Visa-Beantragung ein ziemlicher Kraftakt war.
Und im April 2018 kam ganz überraschend und absolut unerwartet eine Gegeneinladung für uns nach Indien, in das siebtgrößte Land der Erde, das von der Bevölkerung her mit 1,3 Milliarden Einwohnern (noch) das zweitgrößte Land und nach der Zahl der Bürger die größte Demokratie der Welt ist.
Das 1st Rhythms International Folklore Festival sollte Ende September in Chandigarh im Norden Indiens stattfinden – und wir wollten sehr gern dabei sein.
24 reiselustigen jungen und junggebliebenen Menschen gelang es, das Visum für Indien zu beantragen und zu bekommen, und so fanden wir uns im Flieger nach Delhi und im Anschluss an die aufwändige Einreisekontrolle auf der 7-stündigen nächtlichen Busfahrt in die Fast-Millionenstadt Chandigarh wieder. Die ersten Eindrücke waren geprägt von Wärme, Dauerregen (das Ende der Monsunzeit haben wir an genau einem Tag noch miterlebt) und enormem Verkehr mit Dauerhupen sowie dem Versuch, trotzdem irgendwie im Bus in den Schlaf zu kommen.
In der CU University wurden wir mit einem leckeren Frühstück in einer Mensa empfangen, bevor wir unsere Unterkünfte beziehen konnten – Männer und Frauen brav getrennt, etwa einen Kilometer voneinander entfernt, in Hochhaus-Studentenwohnheimen. Wie nett unsere Guides und Betreuer waren, Studenten der Universität, die sich rund um die Uhr um unser Wohlbefinden kümmerten, sollte sich in den nächsten Tagen und Nächten herausstellen. Sie waren immer zu Gesprächen aufgelegt und da es auch nachts Ansprechpartner gab, die auf den Fluren übernachteten, schnatterte es in den Zimmern teils bis tief in die Nacht im gegenseitigen Austausch, jedenfalls bei den Mädels.
Das Universitätsgelände ist ein abgeschlossenes „Dorf“ am Rande der Stadt. Die über 40.000 Studenten verlassen es während des Semesters kaum einmal, eine Busfahrt in die Stadt dauert verkehrs- und baustellenbedingt locker zwei Stunden. Dies erfuhren wir, als wir darum baten, einkaufen zu fahren. Das vermutlich einzige Einkaufszentrum der Stadt erreichten wir nach gefühlt zweistündiger Busfahrt. Ansonsten ist der Handel in Indien immer noch sehr kleinteilig, was dazu führte, dass der Supermarkt in diesem Einkaufszentrum der einzige war, den wir in Indien zu sehen bekamen. Der erste IKEA-Markt des Landes eröffnete im Sommer 2018 in Hyderabad, in China war das schon 1999 der Fall.
Das Motto unserer Busfahrten könnte sein: „Der Weg ist das Ziel.“ Bei langen Fahrten zu den Auftritten oder zum „Rock Garden“, einem Skulpturengarten am anderen Ende der Stadt ließ das Schauen aus den Busfenstern die Zeit nicht lang werden. Kühe neben und auf der Straße, TucTucs, die mit Mopeds um die Wette fuhren, diese Mopeds mit 3 oder manchmal 4 Menschen darauf, Überholmanöver, insbesondere die des eigenen Busses, bei denen glücklicherweise nie jemand zu Schaden kam, Häuser, bei denen man sich fragte, ob sie gebaut oder abgerissen wurden, Müll im Straßengraben und auf den Straßen oder Baustellen, Gegenverkehr auf der Autobahn, ein Pferd auf der Autobahn, das stoisch herumstand, bunt geschmückte LKWs. Es wurde nie langweilig, es gab einfach zu viel zu sehen.
Wir zeigten auch unsere Kultur. Wenn der Ehrengast noch nicht da war, wurde mit den eigentlich minutiös geplanten Tanzvorführungen gern ein paar Stunden gewartet. Europäer haben Uhren – Inder haben Zeit. Der Präsident der CU-University und bei einem anderen Auftritt der Ministerpräsident des Bundesstaates Haryana waren jedoch jeweils schon wieder aufgebrochen, als wir Beekscheepers mit unserem Auftritt an der Reihe waren. Sich alle Tänze der ca. 15 teilnehmenden Gruppen anzusehen, dafür reichte ihre Zeit leider nicht. Aus Russland waren gleich drei Gruppen angereist, aus Polen zwei, Bulgarien, die Ukraine, Italien, China, Nepal und Singapur waren auch vertreten. Teils tanzten sie traditionell wie wir, teils choreographiert, und die Chinesen trommelten. Live Musik hatten außer uns nur einige andere Gruppen dabei.
Mit einem Camp-Fire, einem Lagerfeuer, auf dem Uni-Gelände und gleichzeitig stattfindender Outdoor-Party hieß dann es langsam Abschied nehmen von den netten Menschen, die wir während des Festivals kennengelernt und denen, die wir nach ihrem Besuch bei uns im Vorjahr wiedergetroffen haben.
Es ging jedoch nicht umgehend nach Hause, sondern erst per Bus auf Tagesfahrt nach Agra. Diese Stadt südlich von Delhi, berühmt durch eines der neuen sieben Weltwunder, das Taj Mahal, hat immerhin 1,6 Millionen Einwohner. Aber fast alles dreht sich, jedenfalls touristisch, um das 1648 fertiggestellte weltberühmte Mausoleum, ein herausragendes Werk islamischer Baukunst.
Wir machten uns nach kurzer Nacht im Hotel noch vor dem Morgengrauen auf, um uns in die Touristenschlangen einzureihen. Im Morgenlicht klickten die Fotoapparate und alle bewunderten die perfekte Symmetrie des Taj Mahal – ein schönes Highlight am Ende der Reise. In einer Marmorwerkstatt und zwei Souvenirläden konnten noch Kaufbedürfnisse erfüllt werden, bevor es wieder auf den Weg zum Flughafen ging.
Nachdem alle wieder heil zu Hause angekommen sind, freuen wir uns nun sehr auf den nächsten Sommer, wenn es heißt: 23. Internationales Beeke-Festival in Scheeßel. Vom 17. bis zum 22. Juli 2019 werden wieder ca. 250 Tänzer und Musiker aus aller Welt unsere Gäste sein.
Text und Foto: Sabine Schmedt

Facebook
Instagram